2.14.2007

If I had a hammer...

"If I had a hammer
I'd hammer in the morning
I'd hammer in the evening
All over this land
I'd hammer out danger
I'd hammer out a warning
I'd hammer out love between my brothers and my sisters
All over this land"

Lee Hays, Pete Seeger

Der Aktionskünstler Pierre Pinoncelli (77) hat am 4.Januar 2006 die in der "Dada"-Retrospektive des Centre Pompidou gezeigte Ikone der Konzeptkunst mit dem Titel "La Fontaine" von Marcel Duchamp mit Hammerschlägen beschädigt.

Pinoncelli, der sich als Aktionskünstler begreift, wurde damit zum Wiederholungstäter, denn bereits bei einer Ausstellung in Nîmes im August 1993 widmete er sich diesem auf dem Kopf stehenden Urinal, indem er das Kunstwerk gemäß seiner ihm ursprünglichen Zweckbestimmung nutzte und sein Wasser darin abschlug. Damals kam er mit einer Geldstrafe davon.

Dass Pinoncelli beim zweiten Mal gegenüber demselben Objekt einen Hammer schwang, verrät dem Juristen unzweideutig eine sachbeschädigende, wenn nicht gar zerstörerische Absicht. Allein, die Sachlage ist komplizierter, denn Pinoncelli nimmt für sein Tun in Anspruch, eben damit die ursprüngliche Botschaft von Duchamps "La Fontaine", von 1917 wiederherstellen zu wollen. Tatsächlich war es erklärtermaßen Duchamps Absicht, mit diesem provozierenden Objekt ein überkommenes Kunstverständnis zu dekonstruieren.

Das gelang zunächst auch, allein, was einst als Protest und Beleidigung gemeint war, fand triumphale Aufnahme in den Kanon moderner Kunst: "La Fontaine" gilt heute als eines der Schlüsselwerke der Moderne.

Mit seinem Zerstörungsversuch, so Pinoncelli, habe er nur die ursprüngliche Intention von Marcel Duchamp wiederherstellen wollen, indem er dessen Konzept, die bislang geltende Definition von Kunst zu zerstören, beim Wort genommen habe.

Was den Fall zum weiteren kompliziert, ist, dass es sich bei dem beschädigten Objekt keineswegs um das Original von 1917 handelt, das verschollen ist, sondern um eine von 12 nummerieren Repliken, die ein Mailänder Galerist 1964 mit dem Einverständnis von Marcel Duchamp nach einer Fotografie des Originals von Alfred Stieglitz anfertigen ließ. Eine dieser zwölf Repliken wurde 1986 vom "Musée national d"art moderne", das Teil des Centre Pompidou ist, angekauft. Eben dieses Exemplar wurde von Pierre Pinoncelli beschädigt.

Dieses Monat schließlich wurde das Urteil gefällt, und Pierre Pinoncelli fasste drei Monate bedingt aus.

Manneken Piss beschließt, sein Blog ab sofort verstärkt dem Erhalt bedrohter Urinal-Arten zu widmen und sich bei den UN für die Erstellung einer Roten Liste eben dieser stark zu machen - angesichts der hier protokollierten Aktionen gegen Besonderheiten der thematisierten Gattungen eine wünschens- und förderungswerte Aktion!

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