10.31.2006

Schauderhaft

Heute schreibt Manneken Piss, getreu dem Motto "Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht!" den letzten Tag des zehnten Monats dieses Jahres und bereitet sich darauf vor, eben besagten Tages in zwar wenig feierlicher, wohl aber umso feucht-fröhlicher Stimmung zu Ende und damit um's Eck zu bringen.

Egal, wie man es hält mit der Amerikanisierung des hiesigen Brauchtums und der heimischen Kultur - heute gibt es Grund zu feiern! Gründe dazu gibt es täglich, und wenn es nur der Umstand ist, daß der Postbote keine Rechnungen, Mahnungen, Gerichtsbriefe oder ähnliches gebracht und der Exekutor die Nachbarn, aber nicht einen selbst heimgesucht hat.

Fühlt man sich den Bräuchen der dem Augsburger Bekenntnis anhängigen protestantischen Gläubigen verpflichtet, so begeht man heute den Reformationstag - fühlt man sich dem Weltkriegsherren näher stehend, begeht man Halloween. Fühlt man sich Gott, Vater und Heimatland verpflichtet, begeht man gar nichts, höchstens einen Mord aus Langeweile.

Manneken Piss zählte im hiesigen Eventkalender 8 von 20 heute über die Bühne gehende Veranstaltungen mit direktem Bezug zum Tagesthema und stellt fest, daß es sich mit der Amerikanisierung der hiesigen Kultur wie mit dem Akohol im Vodka (40% A.gehalt) verhält.

Es verspricht also eine lange, anstrengende und abwechslungsreiche Nacht zu werden. Hat man sich auch verdient nach den vergangen zumeist an der Tastatur verbrachten Tagen - Manneken Piss
verabschiedet sich von der geneigte Leserschaft mit einem leichten Klopfen auf den Hals...

10.29.2006

Le velocipede bicycle

Des kleinen Manneken Piss kleiner Manneken Piss erfüllt den Stamm, von dem dieser Apfel fiel, Zeit seines Daseins mit Freude!

Seit gestern gibt es für Manneken Piss noch einen weiteren Grund, mit vom Stolz geschwollener Brust durch den inzwischen herbstgrau gewordenen Alltag zu schreiten. Des kleinen Manneken Piss kleiner Manneken Piss ist nun ein Mann und das nebenstehende Foto wird von nun an im Archiv verstaubend Gewesenes illustrieren, Geschichte bebildern.

Gestern tat "Very Little Man Piss" einen weiteren großen Schritt in der Entwicklung seiner Mobilität, denn ab sofort benötigt er zum Zwecke der velozipeden Fortbewegung keine Stützräder mehr!!!

Gratulanten mögen sich bitte mit digitalem Schulterklopfen per Comment oder Email nicht hintan halten...

10.19.2006

Stenzel hat die Schnauze voll!

"Wir haben vor einer Woche aufgedeckt, dass bei der Oper sexistische Pissoirs existieren. Nun entsteht endlich medialer Druck."
Man(n) will es ja kaum glauben! Nicht mal mehr auf dem Pissoir hat man(n) seine Ruhe vor dem weiblichen Geschlecht! So erstattete Bezirksstadträtin Ursula Stenzl eine Anzeige wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses gegen den Betreiber dieses öffentliche WCs, der Neuhold Gerhard GmbH. Auch die Grünen Wien , insbesondere Stadträtin Monika Vana, mokkieren sich über die "sexistische" Gestaltung dieser Schüsseln.

Tja, demnächst werden sie Geschichte sein, diese Zeugnisse origineller WC-Gestaltung! Wie der standard.at heute berichtet, werden die Pissoirs der Herrentoilette in der "Opera Toilet" in Wien über Ebay versteigert!

Ich möchte mir keine Antwort auf die Frage geben müssen, woher diese netten und um das Wohlbefinden der Weiblichkeit bemühten Damen so gut über diese kreativen Ausgeburten eines Monster-Mannes/Männer-Monsters Bescheid wissen? Nun, es sei der Phantasie des geneigten Lesers überlassen, sich dazu Geschichten auszumalen! (Um einer Anzeige wegen Diskriminierung zu entgehen, lade ich schnell noch auch alle geneigten Leserinnen dazu ein...)

Mir bleibt nur zu hoffen, daß zumindest das Herren-WC im Stamperl in der Sterngasse 1 in 1010 Wien zumindest bis zu meinem nächsten Wien-Aufenthalt dem Ansturm der Emanzen standhalten kann, damit es mir gelingt, auch dieses Prachtbeispiel von "Sexismus" zu dokumentieren!

10.18.2006

Über Gott und die Welt

Mögen mir sämtliche Marien-Verehrer dieser Welt die heutige URINALE 2007-Illustration verzeihen - doch sie passt nur allzu treffend zum heute geführten Toilettengespräch. Doch erst möchte ich Sie, geneigte(r) LeserIn, einweihen...

Die heutige Ausgabe der ZIB3 berichtete von einer Email eines Tourismusverbandes Vorarlbergs, in dem Beherbergungsbetriebe aufgefordert/angeregt wurden, ihre Zimmer nicht mit Kruzifixen oder anders gearteten religösen Symbolen auszustatten, weil sich dadurch Gäste anderer Religionszugehörigkeit unangenehm berührt fühlen könnten.

So bildet sich also der heutige Rosenkranz vor der Pissoir-Reihe aus je einem zufällig ausgewählten Vertreter einer Weltreligion, von denen jeder mondsichelförmig von sich gibt, was raus muss!

Zum Beispiel, daß das Thema des weiblichen Emanzipation längst erschöpft istwas sich an der recht skurilen Tatsache zeigt, daß in Norwegen ein höchstrichterliches Urteil existiert, in welchem die Mitbenützung von Urinalen durch Frauen aus Gründen der Gleichberechtigung ausdrücklich gefordert und für zumutbar gehalten wird. Oder daß wir Männchen die Chance auf unsere (Re-)Emanzipation (???) wie Microsoft die Entwicklung des Internets weitgehend verschlafen haben - aber das steht hier vorläufig außer Diskussion.

Was aber nun tun in verstaubten Provinz-Amtschimmelställen oder neonbeleuchteten Hinterhof-Verwaltungsbüros? "Wer suchet, der findet" - das gilt besonders für Kritiker und Demagogen. Für solche ist es nun an der Zeit, sich für die Gleichbehandlung der Religionen stark zu machen!

Nur wer seinen eigenen Glauben verloren hat, dem stößt der Glaube eines Anderen sauer auf! Denn stark im Glauben zu sein, macht stolz, und dieser Stolz verleiht die notwendige Kraft, seinen Glauben auch zu repräsentieren.

Nun gut, die Aufforderung, Gästeappartments in sterile Krankenhauszimmer zu verwandeln, kann nur ein weiteres Eingeständnis von uns Berg- und Schluchtenbewohnern sein, den Glauben - insbesondere an uns selbst - verloren zu haben! Mit dem Verlust unseres Religionsbewußtseins haben wir nicht nur unseren Glauben, sondern wohl auch viel an Selbstwertgefühl, Identifikationsmöglichkeit und Kultur eingebüßt.

"Gott sei Dank" wird der Verantwortliche der Email wohl seinen Hut nehmen müssen - und wenn nur aus dem Grund, daß man sich als Touristiker wohl kaum ein solches Geständnis erlauben kann.

Abschüttelnd sei noch angemerkt:

"Es einem Jedem Recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann!"
Schließlich kann ich ja auch nicht meinen ketzerischen Piss-Nachbarn des jüdischen oder muslimischen Glaubens das beschnittene Beste Stück abhacken, weil ich darin ein religiöses Symbol sehe - oder?

10.14.2006

Alles im Griff?

(Nebenstehendes Bild fand ich in den unendlichen Weiten des Internets. Angeblich ist es der Ausschnitt eines Werbeplakates, gefunden auf irgendeiner der zahllosen Toiletten dieser Welt...)

Draussen ist Regen und drinnen ist es nicht minder klamm. Der Tag siebenmeilenstiefelte nahezu unbemerkt an mir vorüber, wie immer war ich marianengrabentief in meine zumindest derzeit alltägliche Arbeit versunken.

Dennoch bleibt hin und wieder Zeit, Recherche zu betreiben, Informations-Appetizer zu knuspern und sich ein in Form von täglichen Web-News häppchenweise portioniertes Abbild der Welt einzuverleiben. So stieße ich im Laufe des Tages zB auf folgende Meldung auf tirol.com:

"...Unter den Jugendlichen befand sich auch ein sichtlich alkoholisierter 19-jähriger ... und von mehreren Zeugen beschuldigt wurde, eine Person von einer ca. 1,5 Meter hohen Mauer gestoßen und diese dadurch schwer verletzt zu haben..."

Arme Mauer...

Die Lesart machts. Von links nach rechts, von oben nach unten, so handhabt man es gewöhnlich. Sich gegen Konventionen zu stellen, verursacht Mißverständnisse und führt zu Problemen, wie ich nur allzuoft am eigenen Leibe erfahren musste! Sich gegen das Gewohnte, das Alltägliche, - sich insbesondere aber gegen die von der breiten Masse vertretene Auffassung von Recht und Ordnung aufzulehnen, verursacht Kopfschmerz und Verletzungen, letztere sowohl physischer als auch psychischer Natur.

Wo man Blöken hört, da sind auch Schafe im Lande! Für ein schwarzes Schaf ist es unerträglich, mit der Herde zu blöken. Lieber suche ich nach Mitteln und Wegen, die Weidenumzäunung zu überwinden oder zu unterminieren.

Gestern abend jedoch machte ich wieder einmal den verhängnisvollen Fehler, mich nicht aufzulehnen und gemeinsam mit all den anderen zigtausenden mehr oder weniger bemittelten Berg- und Schluchtenbewohnern des hiesigen Landes dem allsamstagabendlichen Breitensport des "Ausgehens und sich gegenseitig Schön-Saufens" zu frönen. Mehr oder minder mit Erfolg - (das "Schön-Saufen" meine ich) habe ich die eine oder andere Bauerstochter bestaunt, belabert und besabbert, leider nicht be... oder be... (*schmoll*).

Dafür bin ich wieder einmal eines Besseren belehrt worden: ein Schaf kann im Kuhstall nur Rindviecher finden. Ist vielleicht auch besser so, denn am nächsten Morgen, wenn die Wirkung des Schön-Saufens verdunstet, hat sich so mancher Golden Delicius schon als Roßapfel herausgestellt.

Daß ich mich wie oben erwähnte Mauer fühle, speziell im Kopf und auch darunter, und mich auch wie eine solche mehr in der Horizontalen als in der Vertikalen erstrecke, macht nichts, denn heute ist Sonn-Tag - und morgen habe ich wieder alles im Griff...

10.13.2006

URINALE 2007 .eröffnung


"Ein Urinal, auch Pissoir oder Pinkelbecken genannt, ist eine Vorrichtung in einer Toilette zum Urinieren für männliche Personen."


Es gibt Tage, die sind schon zum Runterspülen, noch bevor man den rechten Fuss über den Linken gewuchtet, diesen dann über die Bettkante geschoben und annähernd vertikal gen Erdmitte platziert hat. Es gibt Tage, da mag man was auch immer zum Fenster hinaus schreien und frühstücksflockenfrühstückenden Müslikauern das Widerkäuen durch das Rezitieren jener Gedanken zu verderben, die einem gerade durch das wutschnaubende Hirn geistern.
Es gibt Tage, an denen möchte man wirklich allen und jedem ungefragt seine Meinung und mitunter irgendeine Extremität aufs Auge drücken!

Gibt es einen Ort, der zu diesem Behufe besser geeignet ist als die Toilette?
Hier kann man dem zwangsweise von seiner Notdurft zum Stillstand verurteilten und zumindest bis zum Versiegen der Quelle über den Strahl an die Keramik Gefesselten sowohl Persönliches, Politisches, Primitives, Privates oder sonstig verPisstes ins Ohr trichtern! Zu 80% ist der autidiv Vergewaltigte nicht in der Lage, sich dem ihm entgegengebrachten Wortschwall zu entziehen: schließlich hält er mit der einen Hand sein Bestes Stück, mit der Anderen wahlweise eine Bierflasche, Zigarette, Wichsvorlage, die Hundeleine oder gar seine Liebste... - kurz und gut, er hat keine Hand mehr frei, um dem Vortragenden eine zu langen oder sich zumindest das dem Gelaber am Nächsten liegende Ohr zuzuhalten!

(Anmerkung: Es empfiehlt sich, vor Ende des gegnerischen Vorgangs des "Sich-Erleichterns" den Ort des Geschehens zu verlassen und rechtzeitig in der Masse unterzutauchen, um einem möglichen Gegenangriff verbaler oder körperlicher Natur zu entgehen!)

Andernorts will es nämlich keiner wissen, geschweige denn hören - und jeder verpisst sich, bevor noch die erste Silbe über die Oberkante der Unterlippe geschwabbt ist! Im Internet jedoch ticken die Uhren anders, da gibt es Bloggs - und eben ein Solches mag ich fortan dazu nutzen
, dem geneigten Leser zwar nicht ans Bein zu pissen, aber ihm zumindest hin und wieder mein Herz und Hirn auszuschütten und der Allgemeinheit die Gelegenheit für aufregend sinnlos-philosophische Pissoir-Gespräche bieten!

Hiermit erkläre ich also nun, nach dem Abschütteln letzter Wort-Tropfen, die URINALE 2007 für eröffnet!

mfg, Manneken Piss