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8.06.2007

Das Ende des Hypes

Ja, so ist das mit "Hypes" - einmal losgetreten, walzen sie sich Lawinen gleich von den elitären Spitzen der Erfinder und Entdecker hinab in die breiten Massen im Tal der Nutzer und Trittbrettfahrer. Doch ebenso wie Lawinen geht auch den Hypes irgend wann einmal die Luft und der Schwung aus, der unwiderstehliche Reiz des Neuen verpufft wie billiges Parfum, was vorerst noch freudige Erregung verursachte, artet in Arbeit aus - und weil der Mensch von Natur aus ein faules Tier ist, wird's langsam auch in so manchem Blog stiller und ruhiger.

Gleiches gilt auch für Manneken Piss, der - vorwiegend aus Mangel an berichtenswerten Erlebnissen, und sekundär aus Mangel an Zeit - sein Web Tagebuch zu einem Web Wochen- und schließlich Monatsbuch verkommen ließ. Er entschuldigt sich jedoch mit diesem Eintrag an geeigneter Stelle für seine Menschlichkeit und Faulheit und verspricht, in den nächsten Tagen mit ein paar Neuigkeiten die geneigte Leserschaft wieder auf Trab zu halten.

Ihm zum Troste gereicht lediglich, daß auch Google scheinbar nicht mehr mit der Zeit geht, sondern sich Zeit lässt: Aktualität im Netz unterliegt also weniger Minuten und Sekunden, wie man angesichts der Schnelllebigkeit dieses Mediums annehmen möchte, sondern einzig und allein einer unsichtbaren und unergründlichen Willkür: selbst trotz langer verfasserischer Stille befindet sich dieser Blog noch immer an erster Stelle: "little man piss"...

5.05.2007

In Unschuld

Man wäscht sich die Hände in Unschuld - und mit Wasser hoffentlich zum Wohle der Volks- gesundheit auch nach jeder Visite jenes Ortes, an welchen auch seine hierzulande teils bitter vermisste, teils als längst Vergangenes gottgelobte Majestät per pedes pilgerte.

Den Monarchen meint Manneken Piss, wenn er angesichts des Leibgeschirrs am Sprichwort zweifelt. Mit Unschuld meint er nicht das ungepflückte Mauerblümchen am Tanzflächen-, Strassen- oder Bettrand, sondern den Umstand der eigenen Unbescholtenheit - in welchem Zusammenhang auch immer.

Man wäscht sich die Hände vorwiegend - und laut Statistiken als Mann sogar noch öfter als mit Wasser - in Unschuld, wann immer es darum geht, sich selbst von Vorwürfen und Zweifeln zu befreien: nie ist man Schuld an einem gefallenen Tor, Engel oder missgünstigen Wort. Nie ist man Schuld am Ende einer Liebe, einer Affäre, Liason oder ähnlich gearteten zwischenmenschlichen Verbindungen. Schon gar nicht Schuld ist man am Weltgeschehen, Amokläufen, Irrglauben und -lichtern.

Manneken Piss ist bezüglich der Schuld ebenfalls ein sehr reinliches Wesen. Doch gestern musste er in einer Mußestunde und rubinroter Glasfüllung erkennen, daß das bloße Abwaschen nicht ausreicht, um das Karma zu beschwichtigen. Immerwährende Wiederholungen begründen sich in bekannten und nicht veränderten Umständen, also ist das Leben und insbesondere die Liebe des Manneken Piss ein perpetuum mobile und als Solches gekennzeichnet von zahlreichen Schwänken und Begebenheiten, die ihn schlussendlich immer wieder zur Ausgangsposition zurück anstelle einen Schritt vorwärts führen.

Gottlob ist aber Selbsterkenntnis der erste Schritt zur Besserung und Manneken Piss beschließt also heute, sich zu bessern und in Hinkunft die Hände seltener zu waschen - in Unschuld, wohlgemerkt! So Manches also auf sich zu nehmen und dessen Gewicht eigenständig zu tragen und damit verbundene Situationen somit zu ertragen, anstatt abzuwälzen. Vielleicht ist Selbsterkenntnis und Selbst-An-erkenntnis Sisyphus-Arbeit. Vielleicht aber wird der Stein leichter mit der Zeit, in der die Kondition sich in dem selben Maße steigert wie das Selbstbewußtsein?

Manneken Piss bittet seine Lieben um Verzeihung - die Verflossenen wie die Zukünftigen - und hofft, man möge ihm 1.) diese Verzeihung gewähren und ihn 2.) in seinem Bemühen, ein anderer - unter Umständen besserer - Mensch zu werden, unterstützen!

4.24.2007

Praktisch...

...ist es schon, wenn man nach nun doch schon geraumer Zeit wieder einmal einen Menschen an seiner Seite hat, von dem man zwar nicht behaupten kann, man würde ihn lieben, aber doch zumindest mögen und wertschätzen (zumindest gegenwärtig und vorläufig, Programmänderungen sind vorbehalten).

Praktisch ist es vor allem dann, wenn es sich um einen Menschen handelt, der sich einem Kaninchen gleich durch Gemüse, Vogerlsalat und Gänseblümchen futtert und ES - ebenfalls dem erwähnten Hoppelhasen gleich - einfach gerne macht.

Es ist der Frühling ins Land gezogen - das kann Manneken Piss mit aller Gewissheit sagen, denn nicht nur das Wetter, auch der persönliche Hormonspiegel spornt sich jeden Tag aufs Neue zu rekordverdächtigen Höchstleistungen an. Zugegeben, wer im April bei 25° im Schatten ruhig bleibt und nicht an jeder Strassen-, Hecken- oder Gartenecke wie ein Karnickel sein Kaninchen verknuspern will, der ist entweder noch unter oder bereits weit jenseits jener Altersgrenzen, mit welchen die Gesellschaft die Libido beschränkt.

Manneken Piss mag keine Schranken, Zäune, selbstverliehene Autoritäten oder sonstige Eingrenzungen, genauso wenig wie allein als Schwein durchs Leben laufen zu müssen und seinen Rüssel ausschließlich tage- (oder besser nächte-)weise in gelegentlichen Gelegenheiten versenken zu können. Also genießt er die gegenwärtige Konstellation, untergräbt dabei die landläufige Moral, pfeift sich eins auf Altersunterschiede und es juckt ihn dabei nichts außer das Verlangen.

Es ist eben Frühling, selbst Walt Disneys "Klopfer" wird sich dem kaum widersetzen können - und wenn dieser Frühling bis in den Herbst anhalten will, ist der Winter schon beinahe gerettet!

Manneken Piss entschuldigt sich hiermit bei seinen Freunden, Pissbrüdern und Artgenossen dafür, daß augenblicklich neben Arbeit und Vergnügen wenig Zeit für das Alltägliche bleibt - das wird sich ändern, verspricht er, denn irgendwann wird das gegenwärtig Besondere alltäglich - und dann werden sich eben auch wieder Präferenzen verlagern. Also bitte, gönnt ihm das Glück!

4.02.2007

Der Sexismus der Emanzipation

Wien ist anders. Rückblickend auf die lange Geschichte seines ach so geliebten, innigst gehassten Heimatlandes stellt Manneken Piss fest, daß dies immer schon so war, noch immer so ist und auf ewig so sein wird. Wien ist nun aber auch die Stadt des Gender Mainstreaming, wobei kaum einer so recht weiß, ob sich hinter diesem Begriff etwas zu Essen, zu Überdenkendes oder am Besten gleich wieder zu Vergessendes verbirgt.

Wien scheint auch die Stadt der "Kampflesben"* zu sein, welche sich zu nachtschlafener Stunde im Groll über den sich zum Ende neigenden Energievorrat ihrer "Vibsis" haareraufend über Alltags- und patriarchale Symbolik hermachen. Manneken Piss will gar nicht abspenstig machen, dass die Auflehnung gegenüber eingefahrenen Rollenbildern Sinn macht - nein, in diesem Fall kann er Manches nur unterstützen - doch es gibt Grenzen a) der Sinnhaftigkeit, b) des Verständnisses und c) der Umsetzbarkeit der nicht diskriminierenden geschlechtlichen Gleichstellung.

Der Aufreger des Tages war nun vergangenen Abend in illustrer und geschlechtlich wie sexuell orientiert bunt gemischter Runde jenes links oben gezeigte Bildchen, welches als Vorschlag für die Ersetzung des altbekannten "Fluchtweg-Männchens" gedacht und zur Diskussion gestellt ist!
Manneken Piss stellte fest, daß selbst Feminismus sexistisch agiert, wenn "Frau" ausschließlich über lange Haare, Absatzstiefel und - wohlgemerkt! - Mini-Rock definiert wird! Wo bleibt hier die angestrebte Freiheit wirklich? Ist diese Darstellung nun Aufruf, sich gemeinschaftlich mit "kleinen Schwarzen", "Nuttenstiefeln" und ausgefranstem Langhaarschnitt zu uniformieren? Darf beziehugsweise muss nun wieder die Frage gestellt werden, wer wirklich "die Hosen an" hat?

Dem Vollzug der Gleichberechtigung würde vielmehr entgegenkommen, den Notausgang mit Tafeln, welche Rücksicht nehmen auf Geschlecht, Alter, Haartracht, Religionszugehörigkeit, Nationalität, Hautfarbe und biologischer Gattung (wohin im Notfall mit Hund und Katz?), zu verpflastern. Gleiches gälte dann auch für WC-Schilder, Verkehrsampeln, Baustellentafeln,... - willkommen in Schilda!

Manneken Piss würde schweigen, würde das besagte originale "Fluchtweg-Männchen" seinen Schniedelwutz zwecks Repräsentation einer eindeutigen Geschlechterzugehörigkeit zur Schau stellen - so aber muss er noch einen weiteren Eintrag verfassen, um die geneigte Leserschaft auf andere Abarten des Irrwitzes der Emanzipation hinzuweisen: lesen Sie dazu morgen mehr!

* Manneken Piss legt größten Wert darauf, daß er diesen Begriff nicht diskriminierend verwendet, sondern diesen ungeachtet seiner Toleranz und Achtung gegenüber nahezu allen sexuellen Orientierungen hier bewußt einsetzen muss, um dem "Keulenschlag" mehr Gewicht zu verleihen! Er bittet also hiermit all jene Weiblichkeiten, welche der Männlichkeit nichts abgewinnen wollen/können, mit demütiger Verbeugung um Verzeihung!

3.16.2007

SUPERSIZE ME

Gestern abend gab sich Manneken Pis wieder einmal dem hemmungslosen TV-Programm-Konsum hin - schließlich gilt es die gute alte Zeit des analogen Antennenempfangs zu nutzen, solange dies noch möglich ist, ohne sich dabei zu fühlen wie jener xiberg'sche "TV-Opi" aus dem DTVB-Werbespot ("Wo bin i xi?") - und war freudig überrascht, daß der "Oesterreichische Rundum-Folksverblöder" innerhalb seines als solchen definierten Themenschwerpunkts es mit wahrhaft schwerer Kost auf den Punkt brachte!

Fettleibigkeit ist entgegen aller landläufigen Meinungen keine Frage des Gewichts, sondern vielmehr der Masse, was Manneken Pis jetzt nicht durch mahnendes Hinweisen mit erhobenen Zeigefinger auf die sowohl für ihn als auch man anderen geneigten Leser längst verjährte Erinnerungspflicht an die Schulzeit und den damit verbundenen Physikunterricht unterstreichen will.

Weil aber eben gerade letzterer schon gar so lange her ist und Manneken Pis sich gerne in Verschwörungstheorien verstrickt, erlaubt er sich heute einen recht skuril-absurden aber dennoch vielleicht unterhaltsamen Ausblick ins Jahr 2374, in welchem Allurlaube alltäglich und die Kultivierung von genmanipulierten Burger-Bäumchen auf dem Jupiter Schnee von Gestern geworden sind.

Masse und Energie sind zudem identisch, was bewirkt, daß jede Masse auch eine ihr entsprechende Gravitationswirkung verursacht. Nun kann die globale Masse nur durch Zufuhr ebensolcher von Außen vermehrt werden, was in diesem illustren Beispiel eben durch die Allplantagen, welche übrigens von versklavten Klingonen beackert werden (2128 hat sich herusgestellt, es gibt sie wirklich...), erreicht wird.

Fettleibigkeit ist entgegen aller Hoffnungen nicht wie Nikotinabhängigkeit unter die auch im Land der Berg- & Schluchtenbewohner wiederbelebte Todesstrafe [eine so absurd schöne Wortkombination gehört hervorgehoben ;-) ] gestellt worden, sondern hat sich vielmehr aufgrund zahlreicher Proteste von Modemachern und Models zu einem modistischen "Must" entwickelt.

Durch die erhöhte Masse der Erdbevölkerung erhöht sich allen physikalischen Gesetzen der modernen Welt logisch folgend auch die Gravitation der großen Kugel, was zur Folge hat, daß Satelliten nicht mehr auf ihren Umlaufbahnen kreisen können, sondern sich nach und nach kometengleich in den sibirischen Regenwald stürzten, und infolgedessen die Übertragung von TV-Programmen wieder ausschließlich auf dem Funkwellenweg erfolgen könnte. Da zudem jedoch die "1" (in Worten "Eins") aufgrund ihrer schlanken Form als Zahl abgeschafft wurde und das für digitale Übertragungen notwendige binäre Zahlensystem nun logischerweise nur noch Funkstille verursacht, ist's als Konsequenz auch um DTV still geworden.

Was ergibt:
  • der ganze Analog/Digital-Wechsel war für die Fische
  • Manneken Pis hätte sich seinen Uralt-Opi-SchwarzWeiss-Fernseher aus den frühen 70ern behalten können
  • Raucher bleiben schlank - während entwöhnte Raucher an Masse gewinnen,
  • Burger-Beißen ist Volksport und die gesundheitlichen Risiken der Fettleibigkeit mindestens genauso tödlich wie jene der Nikotinabhängigkeit
Manneken Pis gibt zu, dass der heutige Artikel voll für den A... ist. Man möge ihm verzeihen!
Dennoch, geneigte Leser, vereinigt Euch, und stoßt ins Kriegshorn gegen die Dicken, Fetten, Wanstigen, Molligen, Übergewichtigen - und seht endlich ein, daß die ihnen zugedachten 40% Lokal-Fläche von den Nichtrauchern ohnehin nicht ausreichend genutzt werden und infolge dessen gut und gerne auch in 20% Nichtraucher-Zone und 20% Raucher-Zone aufgeteilt werden könnten! Die verbleibenden 60% würden als Dickwanst-Zone hoffentlich ausreichend Umsatz bringen, um unsere Stammbeiseln am Leben erhalten und aus Körperfett-Steuern die Behandlungskosten Lungenkrebskranker begleichen zu können...

2.14.2007

If I had a hammer...

"If I had a hammer
I'd hammer in the morning
I'd hammer in the evening
All over this land
I'd hammer out danger
I'd hammer out a warning
I'd hammer out love between my brothers and my sisters
All over this land"

Lee Hays, Pete Seeger

Der Aktionskünstler Pierre Pinoncelli (77) hat am 4.Januar 2006 die in der "Dada"-Retrospektive des Centre Pompidou gezeigte Ikone der Konzeptkunst mit dem Titel "La Fontaine" von Marcel Duchamp mit Hammerschlägen beschädigt.

Pinoncelli, der sich als Aktionskünstler begreift, wurde damit zum Wiederholungstäter, denn bereits bei einer Ausstellung in Nîmes im August 1993 widmete er sich diesem auf dem Kopf stehenden Urinal, indem er das Kunstwerk gemäß seiner ihm ursprünglichen Zweckbestimmung nutzte und sein Wasser darin abschlug. Damals kam er mit einer Geldstrafe davon.

Dass Pinoncelli beim zweiten Mal gegenüber demselben Objekt einen Hammer schwang, verrät dem Juristen unzweideutig eine sachbeschädigende, wenn nicht gar zerstörerische Absicht. Allein, die Sachlage ist komplizierter, denn Pinoncelli nimmt für sein Tun in Anspruch, eben damit die ursprüngliche Botschaft von Duchamps "La Fontaine", von 1917 wiederherstellen zu wollen. Tatsächlich war es erklärtermaßen Duchamps Absicht, mit diesem provozierenden Objekt ein überkommenes Kunstverständnis zu dekonstruieren.

Das gelang zunächst auch, allein, was einst als Protest und Beleidigung gemeint war, fand triumphale Aufnahme in den Kanon moderner Kunst: "La Fontaine" gilt heute als eines der Schlüsselwerke der Moderne.

Mit seinem Zerstörungsversuch, so Pinoncelli, habe er nur die ursprüngliche Intention von Marcel Duchamp wiederherstellen wollen, indem er dessen Konzept, die bislang geltende Definition von Kunst zu zerstören, beim Wort genommen habe.

Was den Fall zum weiteren kompliziert, ist, dass es sich bei dem beschädigten Objekt keineswegs um das Original von 1917 handelt, das verschollen ist, sondern um eine von 12 nummerieren Repliken, die ein Mailänder Galerist 1964 mit dem Einverständnis von Marcel Duchamp nach einer Fotografie des Originals von Alfred Stieglitz anfertigen ließ. Eine dieser zwölf Repliken wurde 1986 vom "Musée national d"art moderne", das Teil des Centre Pompidou ist, angekauft. Eben dieses Exemplar wurde von Pierre Pinoncelli beschädigt.

Dieses Monat schließlich wurde das Urteil gefällt, und Pierre Pinoncelli fasste drei Monate bedingt aus.

Manneken Piss beschließt, sein Blog ab sofort verstärkt dem Erhalt bedrohter Urinal-Arten zu widmen und sich bei den UN für die Erstellung einer Roten Liste eben dieser stark zu machen - angesichts der hier protokollierten Aktionen gegen Besonderheiten der thematisierten Gattungen eine wünschens- und förderungswerte Aktion!

12.03.2006

Freude, schöner Götterfunke!

Gestern ist Manneken Pis wieder einmal - nun, sie sei hier fortan so genannt - "Momo" über den Weg gelaufen und hat in sein Gesicht ein Lächeln gezaubert!

Dies ist eine eher seltenes Mienenspiel auf Manneken Pis Gesichtsoberfläche, denn zum Lachen findet er wenig in dieser auf Tags reduzierten Welt.

Nun, bei Momo handelt es sich um ein sogenanntes "Einser-Steinchen", und Manneken Pis hofft, noch über mehrere Begegnungen berichten zu können.

Eine Unterhaltung mit Momo gestaltet sich grundsätzlich aufgrund von Sprachbarrieren mittelmäßig kompliziert: ER, Muttersprache deutsch - SIE, Muttersprache italienisch. Manneken Pis, der im Italienischen lediglich den Satz "Scusami, io non parlo italiano!" beherrscht, was für gewöhnlich bei Italienischsprachigen wahre Wortwasserfälle
auslöst, zu denen er nur mehr verweigernd-ablehnend den Kopf schütteln und die Hände abwehrend erhaben kann, ist nun berechtigterweise zuhöchst erfreut über den Umstand, daß Momo zu seinem Glück eine der wenigen Italienerinnen ist, welche ein gutes Englisch spricht. Das ermöglicht zumindest eine rudimentäre Kommunikation.

Thema derselben am gestrigen Abend, im angenehmen Ambiente einer von Gemälden gekachelten und mit zum Lümmeln einladenden Couchen ausgestatteten Bar, war die existentielle Notwendigkeit, sich zeitweise an Orte wie eben besagter Bar zurückziehen zu müssen.

Solche Lokalitäten als Kontrapunkt zum partygeil pulsierenden Saturday Night Fever gibt es in der das Zentrum der Berg- und Schluchtenbewohner darstellenden Studentenstadt selten - ganz im Gegensatz zu Krakau, wo man von einer einzigartigen Kneipe in die Nächste stolpern kann und keine der anderen gleicht!

Hierzulande scheint es zwingend zu sein, sich einer strengen Kleiderordnung zu unterwerfen, und dabei kleidet man sich nicht nur textil, sondern auch im Denken und Handeln gruppendynamisch uni. Das erschwert das Dasein als Individuum, macht es teils sogar unmöglich, sich als Solches zu behaupten. In Lokalitäten wie der oben Genannten jedoch drängt der sanft flackernde Kerzenschein die Massen zurück in das Brodeln draußen und man darf sein wie man ist: ehrlich, offen, natürlich!

Sich der Maslowschen Bedürfnispyramide erinnernd, meint Manneken Pis, die Mehrheit der ihn Umgebenden werde es niemals über die 3. Stufe hinaus schaffen, was den Betroffenen auch wenig erstrebenswert zu sein scheint. Individuell sein zu dürfen ist ansich eine existentielle Notwendigkeit, meint man: die Praxis beweist jedoch, daß Konformität und Kongruität in einer Tag-Society höchstes Ziel ist! Aus diesem Grunde ist Lächeln selten in Manneken Pis Gesicht...

Einser-Steinchen Momo schien sehr erfreut zu sein über den Verlauf des Abends und verabschiedete sich mit einem herzlich-innigen Küsschen und dem Wunsch nach einer Wiederholung! Aus diesem Grunde ist heute Lächeln in Manneken Pis Gesicht...

11.17.2006

Legosophische Gesellschaft

Es sind inzwischen auch schon wieder einige Winter ins Land gezogen, seit Manneken Pis dazumals, anno irgendwas, seinen Freund, den Schreibfederführer, in Oberösterreich kennen lernen durfte und mit ihm tage- und bier(fass)weise ausgiebigst legosophierte.

Auch der Nichteingeweihte wird mir zustimmen: Lego ist mehr als nur Spielzeug! Lego ist der Traum eines jeden Mannes von den Tagen seiner Kindheit an bis hinein ins hohe Alter, wo es ihm schwierig wird, auf Knien zu robben und Steinchen für Steinchen in kreativem Konstruktivismus zu verbauen.

Lego bietet einen Ansatz für die kritische Betrachtung unserer Gesellschaft und zur Kategorisierung unserer Mitmenschen. Wie viele eben Jener sind so blass und farblos, daß sie in der Masse unterzugehen drohen und von obiger Stelle nur allzugerne manipuliert und demagogisiert werden?! All diese 8er-Steinchen, aus denen sich die breite Basis bildet, mit der man klotzen kann bis zum Umfallen!

Geschätzt und geliebt werden auch die 4er-Steinchen, welche die Schlusssteine sind in den versetzten Bausteinreihen des Mauerwerks und es dem Erbauer ermöglichen, die tragenden Wände mit geradem Abschluss zu beenden.

Doch jeder Lego-Konstrukteur weiß, daß ein Bauwerk mehr als nur Bollwerk ist und zum Gefallen auch die Ausprägung von Details benötigt! Somit schätzt und liebt er die 6er-, und 2er-Steinchen, welche so selten, begehrt und kostbar sind.

Manneken Pis selbst umgibt sich gerne mit seltenen, ausgefallenen Exemplaren der Gattung Mensch, welche durch eine besondere Begabung und hohe Verstandesleistung auffallen. Selbigen verleiht er nun gerne - gemessen an der Häufigkeit des Vorkommens - das Prädikat "Einser-Steinchen".

Ein solches 1er-Steinchen durfte er neulich kennenlernen, noch dazu ein Weibliches, was ihm besonders gefiel! Leider aber eben ist Selbiges geografisch weit entfernt angesiedelt und wieder einmal war es nur ein einziger Abend, der gemeinsam verbracht werden durfte. Es soll aber eben Selbiger als Glanzstück in die Sammlung der seltenen und kostbaren Augenblicke aufgenommen werden, welche Manneken Pis sein Eigen nennt, und beizeiten die Erinnerung daran hervorgeholt und aufpoliert werden!

Wenigstens wurde der Kilometerstand ein wenig aufgebessert...

10.18.2006

Über Gott und die Welt

Mögen mir sämtliche Marien-Verehrer dieser Welt die heutige URINALE 2007-Illustration verzeihen - doch sie passt nur allzu treffend zum heute geführten Toilettengespräch. Doch erst möchte ich Sie, geneigte(r) LeserIn, einweihen...

Die heutige Ausgabe der ZIB3 berichtete von einer Email eines Tourismusverbandes Vorarlbergs, in dem Beherbergungsbetriebe aufgefordert/angeregt wurden, ihre Zimmer nicht mit Kruzifixen oder anders gearteten religösen Symbolen auszustatten, weil sich dadurch Gäste anderer Religionszugehörigkeit unangenehm berührt fühlen könnten.

So bildet sich also der heutige Rosenkranz vor der Pissoir-Reihe aus je einem zufällig ausgewählten Vertreter einer Weltreligion, von denen jeder mondsichelförmig von sich gibt, was raus muss!

Zum Beispiel, daß das Thema des weiblichen Emanzipation längst erschöpft istwas sich an der recht skurilen Tatsache zeigt, daß in Norwegen ein höchstrichterliches Urteil existiert, in welchem die Mitbenützung von Urinalen durch Frauen aus Gründen der Gleichberechtigung ausdrücklich gefordert und für zumutbar gehalten wird. Oder daß wir Männchen die Chance auf unsere (Re-)Emanzipation (???) wie Microsoft die Entwicklung des Internets weitgehend verschlafen haben - aber das steht hier vorläufig außer Diskussion.

Was aber nun tun in verstaubten Provinz-Amtschimmelställen oder neonbeleuchteten Hinterhof-Verwaltungsbüros? "Wer suchet, der findet" - das gilt besonders für Kritiker und Demagogen. Für solche ist es nun an der Zeit, sich für die Gleichbehandlung der Religionen stark zu machen!

Nur wer seinen eigenen Glauben verloren hat, dem stößt der Glaube eines Anderen sauer auf! Denn stark im Glauben zu sein, macht stolz, und dieser Stolz verleiht die notwendige Kraft, seinen Glauben auch zu repräsentieren.

Nun gut, die Aufforderung, Gästeappartments in sterile Krankenhauszimmer zu verwandeln, kann nur ein weiteres Eingeständnis von uns Berg- und Schluchtenbewohnern sein, den Glauben - insbesondere an uns selbst - verloren zu haben! Mit dem Verlust unseres Religionsbewußtseins haben wir nicht nur unseren Glauben, sondern wohl auch viel an Selbstwertgefühl, Identifikationsmöglichkeit und Kultur eingebüßt.

"Gott sei Dank" wird der Verantwortliche der Email wohl seinen Hut nehmen müssen - und wenn nur aus dem Grund, daß man sich als Touristiker wohl kaum ein solches Geständnis erlauben kann.

Abschüttelnd sei noch angemerkt:

"Es einem Jedem Recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann!"
Schließlich kann ich ja auch nicht meinen ketzerischen Piss-Nachbarn des jüdischen oder muslimischen Glaubens das beschnittene Beste Stück abhacken, weil ich darin ein religiöses Symbol sehe - oder?