12.03.2006

Freude, schöner Götterfunke!

Gestern ist Manneken Pis wieder einmal - nun, sie sei hier fortan so genannt - "Momo" über den Weg gelaufen und hat in sein Gesicht ein Lächeln gezaubert!

Dies ist eine eher seltenes Mienenspiel auf Manneken Pis Gesichtsoberfläche, denn zum Lachen findet er wenig in dieser auf Tags reduzierten Welt.

Nun, bei Momo handelt es sich um ein sogenanntes "Einser-Steinchen", und Manneken Pis hofft, noch über mehrere Begegnungen berichten zu können.

Eine Unterhaltung mit Momo gestaltet sich grundsätzlich aufgrund von Sprachbarrieren mittelmäßig kompliziert: ER, Muttersprache deutsch - SIE, Muttersprache italienisch. Manneken Pis, der im Italienischen lediglich den Satz "Scusami, io non parlo italiano!" beherrscht, was für gewöhnlich bei Italienischsprachigen wahre Wortwasserfälle
auslöst, zu denen er nur mehr verweigernd-ablehnend den Kopf schütteln und die Hände abwehrend erhaben kann, ist nun berechtigterweise zuhöchst erfreut über den Umstand, daß Momo zu seinem Glück eine der wenigen Italienerinnen ist, welche ein gutes Englisch spricht. Das ermöglicht zumindest eine rudimentäre Kommunikation.

Thema derselben am gestrigen Abend, im angenehmen Ambiente einer von Gemälden gekachelten und mit zum Lümmeln einladenden Couchen ausgestatteten Bar, war die existentielle Notwendigkeit, sich zeitweise an Orte wie eben besagter Bar zurückziehen zu müssen.

Solche Lokalitäten als Kontrapunkt zum partygeil pulsierenden Saturday Night Fever gibt es in der das Zentrum der Berg- und Schluchtenbewohner darstellenden Studentenstadt selten - ganz im Gegensatz zu Krakau, wo man von einer einzigartigen Kneipe in die Nächste stolpern kann und keine der anderen gleicht!

Hierzulande scheint es zwingend zu sein, sich einer strengen Kleiderordnung zu unterwerfen, und dabei kleidet man sich nicht nur textil, sondern auch im Denken und Handeln gruppendynamisch uni. Das erschwert das Dasein als Individuum, macht es teils sogar unmöglich, sich als Solches zu behaupten. In Lokalitäten wie der oben Genannten jedoch drängt der sanft flackernde Kerzenschein die Massen zurück in das Brodeln draußen und man darf sein wie man ist: ehrlich, offen, natürlich!

Sich der Maslowschen Bedürfnispyramide erinnernd, meint Manneken Pis, die Mehrheit der ihn Umgebenden werde es niemals über die 3. Stufe hinaus schaffen, was den Betroffenen auch wenig erstrebenswert zu sein scheint. Individuell sein zu dürfen ist ansich eine existentielle Notwendigkeit, meint man: die Praxis beweist jedoch, daß Konformität und Kongruität in einer Tag-Society höchstes Ziel ist! Aus diesem Grunde ist Lächeln selten in Manneken Pis Gesicht...

Einser-Steinchen Momo schien sehr erfreut zu sein über den Verlauf des Abends und verabschiedete sich mit einem herzlich-innigen Küsschen und dem Wunsch nach einer Wiederholung! Aus diesem Grunde ist heute Lächeln in Manneken Pis Gesicht...

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